Wie alles begann
In David Sklanskys berühmtem Zentralen Pokerlehrsatz (The fundamental Theorem of Poker) heißt es: „Jedes Mal, wenn Sie eine Hand anders spielen, als Sie diese gespielt hätten, wenn Sie die Karten all Ihrer Gegner gekannt hätten, profitieren Ihre Gegner. Jedes Mal, wenn Sie Ihre Hand genauso spielen, wie Sie diese im Wissen der gegnerischen Blätter gespielt hätten, verlieren Ihre Gegner. Umgekehrt gewinnen Sie jedes Mal, wenn Ihre Gegner Ihre Karten anders spielen, als Sie es mit Kenntnis aller Karten täten. Und Sie verlieren jedes Mal, wenn Ihre Gegner die Hände genauso spielen, wie sie es mit Kenntnis aller Karten täten.“
Wie teuer es ist, wenn der letzte Satz des Zentralen Pokerlehrsatz Realität wird, mussten bekannte Profis wie Mike Matusow bereits in den Jahren 2006 und 2007 feststellen. Im damaligen Superuser-Skandal auf Ultimate Bet verschafften sich Komplizen des ehemaligen Besitzers Russ Hamilton optischen Zugriff auf die gegnerischen Karten und räumten kräftig ab.

Herauskam die ganze Misere, weil Highroller aufgrund extremer Gewinnraten des Spielers „nionio“ Verdacht geschöpft hatten. Unvergessen die Szene aus Mike Matusows Autobiographie „Check-Raising the Devil“, in der er zu seiner Mutter sagt: „Der spielt, als würde er meine Karten kennen.“ Wie Recht er doch hatte.
Seit Ultimate Bet 2008 zugab, dass auf diese Weise betrogen wurde, ist diese Methode „salonfähig“ geworden. Geändert haben sich nur die Vorgehensweisen.
Geschichte …
Es ist kein weiterer Fall bekannt, in dem ein Online-Poker-Anbieter seinen technischen Vorteil zum Schaden der Spieler ausgenutzt hätte. Vielmehr verlegten sich die Betrüger in der Folge darauf, anders an die gegnerischen Karten zu kommen – und zwar mit Trojanern, die die Karten ausspähen.
Der Deutsche Max Ashkar gilt als eine Art Pionier dieser Betrugsform. Er platzierte auf den Rechnern befreundeter Spieler einen Trojaner, mit dem er anschließend deren Karten sehen und entsprechend optimale Entscheidungen treffen konnte. Geschätzter Gesamtschaden: ungefähr 2 Millionen Dollar.

Im Casino Baden rangen ihm zwei Betrogene ein Geständnis ab und übergaben ihn samt Aufzeichnung der Polizei. Nun wird gegen ihn ermittelt.
Dubiose Machenschaften beobachteten Pokerspieler auch bei der EPT Barcelona 2013. Zu den Zimmern mehrerer bekannter Spieler, darunter der Highroller Jens Kyllönen, verschafften sich Unbekannte Zutritt und manipulierten die Laptops.
Dank seltsamer Fehlermeldungen schöpfte Kyllönen Verdacht und übergab seinen Rechner Spezialisten, die tatsächlich einen Befall mit Trojanern feststellten.
… und Gegenwart
Und nun also der Fall Dänemark, LINK: http://www.pokerzeit.com/triple-barrel-daenischer-betrueger-jacobson-scheitert-bilzerian-in-haft-20285
der noch einmal eine Steigerung des Bisherigen darstellt. Wie es aussieht, hat der dänische EPT-Warschau-Sieger von 2007, Peter zupp3 Jepsen, mehreren befreundeten Spielern Computer beschafft und diese im Vorfeld mit Spionage-Programmen präpariert. Zu seinen Kunden gehörten angeblich auch Viktor Blom und Gus Hansen, es wird von einem Gesamtschaden in Millionenhöhe ausgegangen.

Wie es heißt, ist Jepsen flüchtig und hält sich in Dubai auf.
Für das Pokerspiel ist das ein erneuter schwerer Schlag. Gerade Skandinavien bringt nicht nur viele Weltklassespieler wie den neuen Weltmeister Martin Jacobson hervor, sondern pflegt einen liberalen Umgang mit Online-Poker. Vorfälle wie dieser rufen konservative Geister auf den Plan und sorgen dafür, dass Diskussionen oder gar Verbotsideen entstehen.
Den Pokeranbietern ist an dieser Stelle kein Vorwurf zu machen. Lückenlose Sicherheit gibt es nie, das mussten schon ganz andere Branchen feststellen. Offenbar liegt es einfach in der Natur eines Spiels, bei dem es um Geld geht, dass immer wieder betrogen wird.
Und so überrascht es auch nicht, dass am selben Tag, an dem der Fall Jepsen in die Öffentlichkeit drang, bekannt wurde, dass im Merge Poker Netzwerk ein Spieler mit ähnlichen Mitteln sein Unwesen trieb.
Und das Ganze ist: Einfach nur widerlich.
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