
Ein eindrucksvolles Beispiel, was die Weltklasse von Normalsterblichen unterscheidet, können wir dieses Mal in unserer Hand der Woche präsentieren. Mittendrin ist mit Dominik Panka aus Polen ein Spieler, der zu den Senkrechtstartern der letzten Jahre zählt.
Seinen größten Erfolg erzielte er bei der PCA 2014, bei der er das Main Event und ein Preisgeld von über 1,4 Millionen Dollar gewann.
In unserer Hand der Woche schauen wir uns ein Duell von Panka gegen den Österreicher Maximilian Senft bei der EPT Barcelona 2014 an.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Alle Spieler sind bereits im Geld, die Blinds betragen 4.000/8.000 plus 1.000 Ante, und es geht jetzt darum, sich eine möglichst gute Ausgangslage für die ganz großen Fleischtöpfe zu verschaffen.
In mittlerer Position raist Dominik Panka (428.000 Chips bzw. 53,5BB) auf 16.000. Er hält
Auf dem Button callt Maximilian Senft (826.000 Chips bzw. 103BB), die Blinds folden.
Im Pot sind 52.000, und der Flop bringt
Panka checkt, Senft setzt 22.000 und Panka callt. Im Pot sind 96.000, der Turn bringt die
Panka checkt, Senft setzt 44.000 und Panka callt. Im Pot sind 184.000, der River bringt die
Panka checkt, Senft setzt 55.000 und Panka foldet nach kurzem Nachdenken.
Sein Gegner hielt mit
die bessere Hand.
In bewegten Bildern kann man sich hier die Hand ab Minute 27:30 ansehen:
Analyse und Bewertung
Gehen wir die Hand noch einmal durch und versuchen zu ergründen, warum Panka sie genau so gespielt hat.
Sein Raise aus mittlerer Position mit Q9o ist sehr loose und typisch für einen Spieler seiner Klasse. Nach Platzen der Bubble versucht er mit einem breiten Spektrum aktiv zu werden und Chips zu akkumulieren.
Senfts Call auf dem Button verweist auf eine passable, aber keine besonders starke Hand. Häufig callt man dort mit einer Hand, die sich in Position und gegen mehrere Spieler gut spielen lässt.
Rope a dope von Panka
Zum ersten Mal richtig interessant wird es auf dem Flop. Panka floppt Top Pair, aber es gibt kaum schlechtere Hände, gegen die er viel gewinnen kann.
Eine Hand wie 99 oder 88 callt vielleicht eine Bet, aber sicher nicht zwei oder gar drei.
Aus diesem Grund ist Pankas Check eine logische Entscheidung – er betreibt mit einer mittelmäßigen Hand, die Showdown Value hat, Pot-Kontrolle und bläht den Pot nicht unnötig auf.
Senft setzt anschließend etwa halben Pot. Das kann eine gute Hand bedeuten, aber auch den Versuch, mit einer ziemlich trostlosen Hand den Pot zu stehlen. Sehr viele realistische Hände gibt es nicht, die Panka schlagen kann – AA, KK, QQ, AQ, KQ, QJ, QT, 55, 54, 44 –, daher ist ein Call logisch und plangemäß.
Auf dem Turn wiederholt sich das Spiel. Die 2♥ ändert praktisch nichts, und Panka hat keinen Grund zu setzen, da ihn kaum eine schwächere Hand ausbezahlt. Erneut könnte sein Gegner aber bluffen, daher entscheidet er sich bei Pot Odds von 3,2 zu 1 für einen erneuten Call.
Der brillante Fold auf dem River
Auf diese Weise gelangen die Spieler auf den River, wo Panka abermals checkt. Senft setzt ein drittes Mal und bietet dem Polen noch bessere Pot Odds als zuvor.
Mit 4,3 zu 1 spricht alles für einen Call, womit Panka seinen ursprünglich gefassten Plan zu Ende bringen würde.
Warum aber foldet er nun?
Zunächst sieht Panka (wie schon in den Setzrunden zuvor) keine schlechtere Hand außer einem Bluff, die setzen konnte.
Gleichzeitig muss er sich fragen, warum sein Gegner ihn so großzügig zum Call einlädt. Wichtig ist hierfür, sich aus Sicht Pankas vorzustellen, welches Spektrum Senft seinem Gegner zutraut.
Dazu gehören vor allem mittlere Paare wie JJ, TT, 99 oder 88, die im Versuch der Potkontrolle gegen nur eine Overcard zum Showdown kommen möchten.
Bessere Hände als die QJs von Senft befinden sich dagegen kaum in Pankas Spektrum: Mit AQ, KK oder AA hätte er sicher auf dem Flop gesetzt, einzig KQ kommt als bessere Hand infrage.
Aus genau diesem Grund sieht Senfts Bet wie eine Suck Bet aus, also wie ein Einsatz, der gecallt werden soll.
Wo Amateure achselzuckend oder zähneknirschend callen, findet ein Weltklassemann wie Panka den Fold!
Fazit
Dominik Panka spielt eine marginale Hand mit Top Pair perfekt, indem er zunächst Potkontrolle betreibt und am Ende einen sehr starken Fold findet.
Vertreter des loose-aggressiven Stils müssen zu solchen Folds in der Lage sein, da sie oft mit mittelmäßigen Händen in zweifelhaften Situationen landen.
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